Dienstag, 2. September 2014

Atemnot




Inhalt:

Es gibt Geschichten, in denen das Mädchen seinen Prinzen findet, und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. So eine Geschichte ist das hier nicht. Jenna Lords Leben verlief bisher nicht gerade wie im Märchen. Ihr Vater ist ein kontrollbesessener Neurotiker und ihre Mutter Alkoholikerin. Früher war ihr älterer Bruder ihr einziger Halt, doch jetzt ist er im Irak stationiert. Und vor einigen Jahren wäre Jenna beinah bei einem Hausbrand ums Leben gekommen. Es gibt Geschichten, in denen das Monster das Mädchen umbringt und alle um das unschuldige Opfer trauern. So eine Geschichte ist das hier auch nicht. Mitch Anderson hat viele Qualitäten: Er ist ein engagierter Lehrer und Lauftrainer. Ein liebevoller Ehemann. Ein Mann mit einer ziemlichen … Anziehungskraft. Und dann gibt es noch die Geschichten, bei denen man schwer sagen kann, wer der Prinz und wer das Monster ist, wer das Opfer und wer es verdient, bis an sein Lebensende glücklich und zufrieden zu leben. Diese Geschichten sind die besten.


Meine Meinung:


Ich habe jetzt wirklich lange gebraucht, um über diese Rezi nachzudenken. Ich glaube so viel Zeit ist noch nie zwischen dem Lesen und dem Verfassen der Rezension bei mir vergangen, aber ich möchte unbedingt versuchen, diesem Buch gerecht zu werden. Deshalb auch eine entsprechende Unterteilung, die ich so auch noch nie vorgenommen habe:


Schreibstil:

Ilsa J. Bick hat einen völlig eigenen Schreibstil. Das hat die Ashes-Reihe hinreichend gezeigt. Ich würde ihn als direkt, schonungslos und eindringlich bezeichnen. Es wird nichts beschönigt, So wie es ist, ist es und so wird es auch ausgedrückt. Inkl. einiger harter Worte, die sonst in einem Jugendbuch durch Synonyme ersetzt werden würden. In einem "normalen" Jugendbuch wird sehr darauf geachtet, nicht allzu hart zu schreiben was vor allem diverse Schilderungen bestimmter Situationen betrifft.Nicht so bei dieser Autorin, hier werden Vergewaltungungszenen ungeschönt beschrieben, das Gefühlsleben der Protagonistin wird genau so dargestellt, wie es eben ist.In meinen Augen einfach super diese Schreibweise, nur finde ich sie für ein Jugendbuch teilweise doch etwas zu ungeschönt.


Protagonistin und Handlung:


Jenna hat Probleme. Einen ganzen Haufen an Problemen eigentlich. Ihr Vater ist ein diktatorischer Narzisst, der sowohl seine Tochter als auch seine Frau drangsaliert. Jennas Mutter ist ebenso wenig für ihre Tochter da, sie ist vielmehr mit sich selbst beschäftigt und versucht nebenbei, sich ihrem Ehemann unterzuordnen. Letzten Endes wird sie in die Alkoholsucht getrieben. Jennas Bruder ist im Krieg und auch nicht für sie da.Und Jenna selbst? In der Selbstfindungsphase, in der Phase, die für die persönliche Entwicklung eines jungen Menschen die wichtigste ist, ist sie völlig auf sich allein gestellt. Ohne jegliche Bezugsperson verfällt sie in Depressionen, die zudem aus einem Kindheitstrauma herrühren, welches mehr oder weniger unter den Teppich gekehrt wurde. Sie beginnt zu ritzen um sich selbst spüren zu können, wird eingewiesen und nach ihrer angeblichen Genesung auf eine Schule gesteckt, auf der es gleich Probleme mit ihren Mitschülern gibt.Einziger Lichtblick: Mr. Anderson, ein Lehrer, der sich ihrer annimmt, ihr hilft und sich kümmert.Auch hier allerdings wieder diverse Reibungspunkte, denn darf eine Schüler-Lehrer-Beziehung derart ausufern? Welche Geheimnisse verbirgt Mr. Anderson? Was ist mit seiner Frau passiert?Wird Jenna letzten Endes aus dem Sumpf erdrückender Gefühle wie Einsamkeit und Selbstzweifel entkommen können?


Insgesamt:


Mich hat selten ein Buch derart berührt, mitgerissen, gefesselt und traurig gemacht. In "Atemnot" beleuchtet Ilsa J. Bick ein breites Spektrum an Problemen, unter denen ein junger Mensch zerbrechen kann. Man ein Leser mag sich sogar fragen, ob einem einzelnen Menschen derart viel schlimmes passieren kann - zumal wenn er noch so jung ist.Dieses Buch befasst sich mit den Abgründen menschlicher Seelen, zeigt auf, was im Leben wichtig ist, worauf es ankommt, was Liebe und Familie eigentlich zu bedeuten hat und lässt den Leser am Ende sprachlos und nachdenklich zurück.Ein absolut phantastisches Buch, welches ich vorbehaltlos empfehlen kann. Ich bin allerdings ehrlicherweise der Meinung, dass es nicht für Leser unter 16 Jahren geeignet ist, da es an vielen Stellen wirklich verstörend wirkt.  
Insgesamt ist es in sich abgeschlossen, es wird wohl keine Fortsetzung geben, was eigentlich schade ist.
Erwähnenswert ist außerdem die absolut gelungene Unterteilung der einzelnen Kapitel.Zu Beginn befindet sich Jenna im Krankenhaus und wird von einem Polizisten gebeten, ihre Geschichte auf ein Tonbandgerät aufzunehmen. Dieses weist Knöpfe mit diversen Buchstaben und Zahlen auf.Und danach ist auch das Buch unterteilt. Teilweise recht kurze Kapitel, die auflockernd wirken. Meiner Meinung nach eine wirklich tolle Methode der Einteilung und mal etwas anderes. 





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen